Radio "Grüne Welle" vom 06.11.97


Themen der Sendung vom 06.11.97 Schallwellen

MitarbeiterInnen der Sendung:
Joachim (J), Nicole (N), Ralf (Ra), Ilona (I), Georg (G) sowie Hardy in der Technik

AutorIn: a , SprecherIn: s


Verkehrspolitik in Wuppertal

Es ist doch immer wieder erstaunlich, welch nebensaechlichen Themen sich einige Leute, Institutionen und Medien in Wuppertal mit viel Engagement widmen, waehrend dieselben Personen bei den wirklich wichtigen Themen schweigen, gar schlimmer, die Loesung von wesentlichen Problemen zu verhindern suchen.

Paradebeispiele sind sowohl die Diskussionen um den Schwebebahnausbau als auch die Gefechte in Sachen Buskaps. Da versuchen sogenannte Buergerinitiativen, oftmals initiiert bzw. gebildet durch konservative und liberale Parteien und unterstuetzt durch Institutionen der gleichen Coloeur wie der Industrie- und Handelskammer und dem Einzelhandelsverband, die laengst ueberholte Frei-Fahrt-Fuer-Freie-Buerger-Autopolitik der Sechziger Jahre wieder auferstehen zu lassen. Mit Polemik, Fehlinformationen und Argumenten, die sich schon bei etwas genauerer Betrachtung als nicht haltbar erweisen, wird gezielt versucht, die wenigen, in den letzten Jahren sich entwickelnden, positiven Ansaetze zu einer umweltfreundlicheren Verkehrspolitik im Keim zu ersticken.

Ja, es gab und gibt auch positive Entwicklungen, so z.B. die Steigerung der Kunden des oeffentlichen Nahverkehrs seit 1990 um fast 40 % und auch der letztens in einer Umfrage des Einzelhandelsverbandes festgestellte Trend, dass die Kunden der Wuppertaler Geschaefte hauptsaechlich aus Wuppertal kommen und viel zu Fuss gehen oder mit oeffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Diese Erkenntnis nahm der Geschaeftsfuehrer der Industrie- und Handelskammer jedoch zum Anlass, eine gute automobile Erreichbarkeit der Innenstaedte einzufordern, um damit Kunden aus anderen Staedten oder umliegenden Stadtteilen ins Zentrum Wuppertals zu locken. Dass dadurch gerade ueberfluessiger Verkehr induziert wird, scheint ihn dabei nicht zu interessieren, ebensowenig, dass diese Kunden natuerlich anderen Geschaeften verloren gehen werden, also nur eine oertliche Verlagerung von sogenannter Kaufkraft stattfinden kann.

Die Oberbuergermeisterwahl und die Bundestagswahl naechstes Jahr werfen ihre Schatten voraus. Buergermeister Hermann Josef Richter versucht mit allen Mitteln, Verkehrspolitik ueber Stammtischparolen zum Wahlkampfthema zu machen. Da wird dann der Umbau von 22 der insgesamt weit ueber 1000 Bushaltestellen in Wuppertal zu fahrgastfreundlicheren Haltestellen als Methode zum gezielten Lahmlegen des Verkehrs in Wuppertal vermutet, dabei sind es doch meist falsch parkende Autos in engen Strassen oder auf Bushaltestellen, welche die Busse behindern und die zunehmende Zahl der Autos, die fuer immer mehr Staus sorgt. Durch Fehlinformationen und Panikmache werden Buergerinnen und Buerger ueber eine "Schluss mit dem Unfug"-Buergerinitiative gegen Buskaps zu Unterschriften fuer ein Volksbegehren animiert. Die ca. 1 Mio. DM, die fuer den Umbau gebraucht werden, seien Geldverschwendung. Eine Aussage, die gerade von der CDU wie Hohn klingt, setzt sie sich doch seit Jahren vehement fuer die vierspurige Schnellstrasse L 418 durchs Burgholz ein, deren Bau ca. 200 Mio. DM verschlingen wird. Ganz zu schweigen von weiteren Strassenbauprojekten, die immer wieder die Unterstuetzung der Konservativen finden, aber auch nur deshalb durchgesetzt werden koennen, weil die SPD im Rat der Stadt Wuppertal sie ebenfalls befuerwortet.

Mitverantwortlich ist die SPD auch fuer Projekte wie den Wickuelerpark samt gigantischem Parkhaus, das nun zum grossen Teil doch leer steht, und fuer eine weitere Tiefgarage mitten in der Innenstadt, die im Zusammenhang mit dem geplanten Hotel neben der Stadthalle entstehen soll, obwohl an dem Standort schon die neue Sparkassentiefgarage vorhanden ist. Auch die gigantischen Parkplatzflaechen am Steinbecker Bahnhof gehen mit auf ihr Konto. Von Parkplatzmangel kann kaum die Rede sein.

Die Verantwortlichen im Rat und in den Wirtschaftsinstitutionen interessiert bei der bisher verfolgten Verkehrspolitik nicht, dass der Wuppertaler Wald schon zu 93% krank und der Verkehr daran zu 73% schuld ist. Auch die lokale Umsetzung von Klimaschutzkonzepten setzen ein Umschwenken in der Verkehrspolitik voraus.

Doch in Wuppertal scheint an neue Konzepte niemand zu denken, statt dessen wird mit Pollern und Buskaps Wahlkampf betrieben und jeder kleine Schritt zu einer alternativen Verkehrspolitik zu einer Kraftanstrengung.

Aber eines sollte doch inzwischen jedem klar sein: die Klimaveraenderung, das zwangslaeufige Ende der Oelreserven im naechsten Jahrhundert und die durch die Dominanz des Autos immer enger werdenden Innenstadtraeume werden frueher oder spaeter das Auto in seiner heutigen Form nicht mehr zulassen.

Also eigentlich hoechste Zeit fuer eine Verkehrswende, ... aber in Wuppertal ist man ja mit Wichtigerem beschaeftigt...


Ringvorlesung "Klima" des Oekoreferats der Uni Wuppertal

Der Klimagipfel in Kyoto steht bevor. Es ist zu befürchten, dass mal wieder mehr Kohlendioxid durch das Anreisen der Delegierten und Journalisten mit Flugzeugen erzeugt wird, als durch dort getroffene Absichtserklaerungen reduziert wird.

Das Oekoreferat der Uni Wuppertal veranstaltet lokal zu dem Thema "Klimaveraenderung" im jetzigen Wintersemester eine Ringvorlesung mit insgesamt 6 Vortraegen von verschiedenen Experten. Nicht-Uni-Mitglieder sind ausdruecklich eingeladen. Der Veranstaltungsort ist der Hoersaal 3 im Unigebaeude am Grifflenberg. Die Vortraege finden dort jeweils Donnerstags von 18 bis ca. 20 Uhr statt.

Folgende Themen und Termine sind im Monat November vorgesehen:

Am 6. November, also heute, wird eine Rueckschau auf den Klimagipfel von Rio durch Hermann Ott gegeben.

Eine Woche spaeter, am 13. November, spricht Dr. Wiesen ueber den Treibhauseffekt,

und am 20. November wird das neue Energiewirtschaftsgesetz von Michaele Hustedt, Mitglied des Bundestages fuer Buendnis90/die Gruenen, vorgestellt und diskutiert.

Die weiteren Termine im Dezember stellen wir in der naechsten Sendung von Radio "Gruene Welle" vor.