Radio "Grüne Welle" vom 05.08.99


Themen der Sendung vom 05.08.99 Schallwellen

MitarbeiterInnen der Sendung:
Brigitte (B), Detlef (D), Ilona (I), Ralf (Ra) sowie Hardy in der Technik

AutorIn: a , SprecherIn: s


Oekologisches Bauen

Die Greenpeace Gruppe Wuppertal zeigt in den naechsten 4 Wochen die Greenpeace- Ausstellung zum oekologischen Bauen, die von verschiedenen Vortraegen begleitet wird.

Welchen Zusammenhang gibt zwischen einer Umweltschutzorganisation und dem Bau?

Der Neubau von Haeusern und Strassen fuehrte in den letzten 40 Jahren zu einem Anstieg des Flaechenverbrauchs um 80%! Und dieser Trend setzt sich rapide fort. Taeglich waechst die bebaute Flaeche etwa 150 Fussballfelder! Angesichts solcher Ausmasse verwundert es auch nicht, dass 40% des gesamten jaehrlichen Abfallaufkommens auf den Bausektor entfallen. Insbesondere die existierenden Haeuser sind ein gigantisches Zwischenlager fuer Baustoffe, die irgendwann ersetzt und entsorgt werden muessen. Frueher wurden FCKW und PVC bedenkenlos eingebaut, - heute sind sie Problemstoffe, die fuer viel Geld entsorgt und deponiert werden muessen.

Der Grossteil der Haeuser, die in 20 Jahren genutzt werden, existieren bereits, deshalb setzt Greenpeace mit dem Clean-Construction, also "sauberes Bauen" auf die Sanierung von bestehenden Gebaeuden. Schwerpunkte sind:

Ueber diese Themen informiert die Ausstellung ausfuehrlich, die ab dem 9. August im Foyer im aus der Jugend zu sehen sein wird und ab dem 24.8. im Naturbaumarkt naturnah (Adersstr. 5, Naehe Doeppersberg).

An dieser Stelle nur ein Beispiel: PVC wird aus krebserregenden Vinylchlorid hergestellt. Giftige Zusatzstoffe wie Weichmacher und Stabilisatoren treten mit der Zeit aus PVC aus und sind weltweit nachweisbar. Geraet PVC in Brand, entstehen Salzsaeure und Dioxine, die hochgradig giftig sind. Die Reparationskosten sind enorm. Auch die Entsorgung von PVC-Abfaellen ist ungeloest. Noch finden sich 70% dieses Problemstoffes in Deutschland im Bauprodukten wieder wie z.B. Fensterrahmen, Rohre, Dachrinnen, Kabel.

Aufgrund der bekannten Gefahren verzichten knapp 260 Gemeinden in Deutschland freiwillig auf den Einbau von PVC in staedtischen Gebaeuden. Auch die Stadt Wuppertal hat 1996 im Stadtrat beschlossen auf PVC ämit seltenen Ausnahmenō zu verzichten. Die Recherchen der Greenpeace Gruppe Wuppertal haben jedoch ergeben, dass die Stadt nur in Neubauten auf PVC verzichtet, aber bei allen Teilsanierungen weiterhin PVC-Kabel benutzt. So wurden sowohl im Van-de-Heydt- Museum, als auch im Medienzentrum in der Oberbergischen Strasse fast 1000m PVC-Kabel eingebaut, obwohl es sich hierbei um Gebaeude mit einem grossen Publikumsverkehr handelt. Auch der Verband der Sachversicherer empfiehlt insbesondere in Raeumen mit hohen, unwiederbringlichen Sachwerten auf PVC komplett zu verzichten, denn wenn im van-de-Heydt-Museum ein Brand ausbricht, dann kann man die wertvollen Gemaelde als Sondermuell entsorgen.

Noch Fragen ? Dann ruft uns an unter 44 17 80.
So, Stift bereit halten, denn gleich kommen die Termine der Ausstellung und der Vortraege.
-Musik-

Ausstellung zum oekologischen Bauen von Greenpeace & Termine der Vortraege

Die Ausstellung ist vom 9.8.- 23.8. im Foyer im Haus der Jugend und vom 24.8.-9.9. im Naturbaumarkt naturnah (Adersstr.5, Naehe Doeppersberg) zu sehen.

Wir informieren mit einem Diavortrag zu Energieeinsparung, Solarenergie, problematische & oekolog.Baustoffe am
9.8. im Haus der Jugend
16.8. in der Verbraucherzentrale
24.8. im Naturbaumarkt "naturnah" in der Adersstr.5
mit einem Diavortrag zu Holz aus oekologischer Waldnutzung am
31.8. im Naturbaumarkt "naturnah"
und mit einem Vortrag zur energiegerechten Altbausanierung am
17.8. in der Verbraucherzentrale
Alle Vortraege finden um 18 Uhr statt und sind natuerlich kostenlos!


L 418: Landstrasse durchs Burgholz - wieder aktuell

Totgesagte leben laenger - dies scheint sich auch bei dem Strassenbauprojekt L 418 wieder zu bewahrheiten.

Fuer alle die es noch nicht oder nicht mehr wissen - die L 418 ist eine geplante, vierspurige Landstrasse, die durch einen Tunnel durch das Waldgebiet Burgholz fuehren soll. Die ersten Planungen dazu begannen schon Ende der Sechziger Jahre, wo die Trasse zunaechst komplett oberirdisch mitten durch den Wald fuehren sollte. Nach starken Protesten wurde eine Tunnelloesung in den Siebziger Jahren vorgeschlagen. Doch obwohl inzwischen klar ist, dass neue Strassen auch immer neuen Verkehr erzeugen, wird an der veralteten Planung weiter festgehalten.

Im Jahre 1995 lief dann ein Planfeststellungsverfahren, um das Bauvorhaben endgueltig durchfuehren zu koennen. Doch soweit kam es - bisher jedenfalls - nicht. 1994 und 1995 bildete sich ein Aktionsbuendnis aus Umweltverbaenden, darunter der BUND, Greenpeace und Robin Wood, die - unterstuetzt durch Protestbriefe von Wuppertalern - in vielen Aktionen, Infoveranstaltungen und Protesten bei verantwortlichen Politikern aus SPD und CDU einen Planungsstop gefordert haben. Es wurden viele schriftliche Einsprueche erhoben, auch von Leuten, die nicht direkte Anwohner sind.

Das Verfahren wurde offiziell nie abgeschlossen - auch aus finanziellen Gruenden, denn das Projekt kostet mindestens 150 Mio DM. Doch wie wir erfahren haben, steht nun, ueber 4 Jahre spaeter, der Beschluss kurz bevor.

Daher bildete sich erneut ein Buendnis aus Umweltverbaenden und Anwohnern, das diesmal ein endgueltiges Einstellen des Verfahrens erreichen will. Dazu sollen zunaechst die Menschen neu mobilisiert werden: eine erste Infoveranstaltung mit einer Podiumsdiskussion mit Vertretern einiger Umweltverbaende und vielleicht einem verantwortlichen Politiker, Oberbuergermeister Kremendahl, wird am Mittwoch, den 11. August um 19:00 im Schulzentrum Sued stattfinden.

Dort koennen sowohl Fragen des Umweltschutzes als auch Fragen zum Planfeststellungsverfahren, speziell fuer die Anwohner, die 1995 Einspruch eingelegt haben, diskutiert werden, insbesondere natuerlich die Notwendigkeit solch grosser Strassenprojekte. Mit dem Geld alleine fuer die L 418 koennten sich stattdessen viele Verbesserungen im oeffentlichen Personennahverkehr, fuer die Radwege in Wuppertal und vieles mehr erreichen lassen. Doch offensichtlich verschweigen die verantwortlichen Politiker von CDU, SPD und FDP mal wieder bewusst die Klimaproblematik, verursacht auch durch das Kohlendioxid aus den Autoabgasen, den Laermfaktor Autoverkehr und die Auswirkungen auf das Natur- und Naherholungsgebiet Burgholz, sowohl unterirdisch durch die Beeintraechtigung des Wasserhaushaltes als auch oberirdisch, insbesondere an den Tunnelausgaengen. Die Parteien uebertrumpfen sich zur Zeit ja gegenseitig in den Anbiederungen gegenueber den Autofahrern. Alle drei Parteien Wuenschen sich ein "partnerschaftliches Miteinander" von allen Verkehrsteilnehmern, geben aber durch ihre Entscheidungen dem Auto eindeutig den Vorrang.

Wir wollen zeigen, dass es in Wuppertal Menschen gibt, die anderer Meinung sind. Kommen Sie deshalb zu der Podiumsdiskussion am 11. August, wir werden sie gleich nochmals in unseren Umwelt-Terminen ankuendigen.

Fordern Sie in Leserbriefen an die lokale Presse und in Protestbriefen an die Parteien in Wuppertal und an den nordrheinwestfaelischen Verkehrsminister Steinbrueck, der mehr Strassen bauen will, als er finanzieren kann, den endgueltigen Stop der L 418 und eine Verkehrswende.

Wir werden natuerlich auch in Radio "Gruene Welle" weiter berichten, wie wir dies auch schon 1994 und 1995 in vielen Beitraegen getan haben.

Fuer Rueckfragen zu der Veranstaltung steht Ilona Schaefer vom BUND privat unter der Nummer 88 70 02 zur Verfuegung.


Landminen

Der Krieg im Kosovo ist zuende. Das Sterben geht trotzdem weiter. Hunderttausende von Landminen im Boden vergraben werden taeglich ihre Opfer fordern. Doch Landminen liegen nicht nur im Kosovo. Landminen sind Massenvernichtungswaffen Weltweit gibt es ca. 150 Mio. Landminen in 64 Laendern. Jedes Jahr kommen weitere 5 Mio. hinzu. Alle 30 Minuten tritt ein Mensch auf eine Mine. Die verstuemmelten oder getoeteten Opfer sind meist Frauen und Kinder. Besonders Kinder haben kaum eine Ueberlebenschance, wenn sie auf eine Mine treten.

Die meisten Minen werden im Norden unserer Erde produziert und im Sueden eingesetzt. Minen terrorisieren die Zivilbevoelkerung auch noch lange nach einem Krieg und machen in sogenannten Entwicklungslaendern jede Hoffnung auf einen Wiederaufbau und damit auf ein menschenwuerdiges Leben zunichte. Felder koennen nicht mehr bestellt werden, dringend benoetigte Wasserstellen werden zu toedlichen Fallen, ganze Landstriche verwandeln sich in Todeszonen. Was bleibt sind Hunger und Elend, verstuemmelte oder tote Opfer, eine unzureichende oder gar fehlende medizinische Versorgung und Abhaengigkeit von aeusserer Hilfe.

In den letzten 15 Jahren sind ueber 1,2 Mio. Menschen von Landminen, die heimtueckisch im Boden vergraben wurden, verletzt oder getoetet worden. Laut Angaben des UN-Kinderhilfswerkes UNICEF sind 25% der Opfer Kinder. In einigen Regionen sind es sogar bis zu 75%. Nur 2 bis 4% der Kinder, die auf eine Mine treten, bleiben am Leben. In den letzten 15 Jahren sind also mehr Kinder durch hauptsaechlich Anti-Personen-Minen verstuemmelt oder getoetet worden, als Wuppertal Einwohner hat.

Diese Minen stammen nachweislich auch aus Deutschland. Deutsche Minen sind - ob mit oder ohne Exportgenehmigung - in die Dritte Welt gelangt und dort im Einsatz. In einigen Dritte-Welt-Laendern gibt es mehr Minen als Menschen. Minen sind bereits ab 345 Dollar zu haben. Die Raeumung einer Mine kostet zwischen 300 und 1000 US-Dollar.

1997 war ein wichtiges Jahr im Kampf gegen die Minen. Auf zunehmenden oeffentlichen Druck, u.a. durch die internationale Kampagne fuer ein Verbot von Landminen, einigten sich ueber 100 Staaten auf ein Verbot von Anti-Personen-Minen. Die USA konnte sich nicht entschliessen, dem Abkommen beizutreten. Anti-Panzer-Minen bleiben von dem Abkommen voellig unberuehrt. Die in Deutschland hergestellten Dual-Use-Minen werden durch den Vertrag ebenfalls nicht erfasst. Sie gelten als Anti-Panzer-Minen, sind aber genau so gefaehrlich fuer Personen, wie herkoemmliche Anti-Personen-Minen. So wurde ein Vertragsschlupfloch fuer diese sowohl gegen Fahrzeuge als auch gegen Menschen einsetzbare Mine geschaffen. Die auf hochmoderne Landminen spezialisierten und technisch weltweit fuehrenden deutschen Ruestungsproduzenten duerften jedenfalls mit dem Ergebnis der Konferenz zufrieden sein.

Nach der Musik erfahren Sie mehr ueber deutsche Ruestungsfirmen...

Landminen & Ruestungsfirmen

Minen zerfetzen Beine, rauben das Augenlicht, reissen Fuesse ab und ihre Splitter toeten.

Verantwortlich dafuer sind meiner Ansicht nach nicht nur diejenigen, die diese Minen vergraben oder abwerfen, sondern auch diejenigen, die sie produzieren und die Geld mit ihnen verdienen.

In Deutschland koennen mit der Gruendung der BRD fuenf Firmen als Minenproduzenten im engeren Sinn betrachtet werden. Die gesamte Minenausstattung der Bundeswehr von 1956 bis heute entstammt, soweit aus deutscher Entwicklung und Produktion, diesen fuenf Firmen, die ich hier einmal beim Namen nennen moechte: Diehl GmbH&Co., Rheinmetall Industrie GmbH, Dynamit Nobel AG, Industriewerke Karlsruhe, heute IWKA und die zur Daimler-Benz-Aerospace (vormals DASA) gehoerende Firma MBB, Messerschmidt-Boelkow-Blohm.

Hinzu kommen die, ohne die nichts geht, die Zuenderhersteller fuer Minen. Besonders profiliert haben sich in diesem Bereich die beiden Firmen Honeywell Regelsysteme und Junghans Feinwerktechnik. Die Firma Junghans ist eine 100%ige Tochter der Firma Diehl und auch fuehrend in der Herstellung von Solar-Uhren.

Aber nicht nur bei der Produktion kann man als Hersteller von Minen verdienen. Die Firmen Diehl und Rheinmetall ruecken mit schwerem Geraet in den Kosovo ein um das, was sie sonst herstellen oder entwickeln, zu raeumen. Ein doppelter Verdienst. Dual-Use, zweifach zu gebrauchen, wie die Mine, die Rheinmetall im Auftrag der alten Bundesregierung fuer ueber 300 Mio. Mark entwickelt. Die Firma Diehl wurde 1980 von der FAZ als "Deutschlands diskretester Milliardenkonzern" bezeichnet. Seit vielen Jahren ist die Firma Diehl eines der groessten Ruestungsunternehmen in Familienhand.

Dass es auch anders geht, zeigt die Stiftung "Menschen gegen Minen" in Krefeld. 1996 gegruendet, fuehrt "Menschen gegen Minen" als Fach-Hilfsorganisation Minenraeumaktionen selbst durch und leistet Hilfe zur Selbsthilfe vor Ort. Die Zielsetzung der Stiftung ist rein humanitaerer Art.

Das schwere Geraet der grossen Ruestungsfirmen ist in vielen Faellen vor Ort nicht einsetzbar. Im Kosovo gehen Hilfsorganisationen davon aus, dass sich nur etwa 20% der betroffenen Gebiete so raeumen lassen. Die verbleibenden 80% sind muehselige und gefaehrliche Handarbeit fuer Spezialisten, wie Hans-Georg Kruessen von "Menschen gegen Minen". Es sollte die Arbeit von humanitaeren Hilfsorganisationen sein, die Minen im Kosovo und anderswo zu raeumen und nicht von Ruestungsfirmen, die dem menschenverachtenden, schmutzigen und blutigen Ruestungsgeschaeft so eine weisse Weste geben wollen. Auf solche Hilfe in der Not sollten wir verzichten.

Wenn Sie mehr ueber die Stiftung "Menschen gegen Minen" wissen moechten, oder sogar spenden wollen, koennen Sie die Stiftung unter der folgenden Telefonnummer erreichen:
02151- 555 755.

Die Adresse lautet:
Stiftung "Menschen gegen Minen"
Diessener Bruch 150
47 805 Krefeld

Vielen Dank fuer Ihr Interesse und hoffentlich auch fuer Ihre Unterstuetzung.