Radio "Grüne Welle" vom 04.06.98


Themen der Sendung vom 04.06.98 Schallwellen

MitarbeiterInnen der Sendung:
Brigitte (B), Ralf (Ra), Ilona (I), Holger (H), Rieke (Ri), [Ingrid (In)], sowie Hardy in der Technik

AutorIn: a , SprecherIn: s


Autofreie Wohnsiedlungen in Wuppertal

Autofreie Wohngebiete in Wuppertal ? Eine Utopie ? Nein, bald vielleicht nicht mehr. Im Zeitraum von Ende April bis Ende Juli fuehrt das Dortmunder Buero fuer Staedtebau und Raumplanung "Fidora" im Auftrag der Stadt Wuppertal eine Umfrage in Wuppertal durch. Dabei soll herausgefunden werden, wieviele Menschen Interesse an einem Leben in einer autofreien Siedlung haben und welchen Standort sie bevorzugen wuerden. Zur bisherigen Auswahl stehen vier zentrale und gut mit oeffentlichen Verkehrsmitteln angebundene Brachgebiete: am Weidenplatz und an der Dessauerstrasse in Elberfeld, an der Mohrenstrasse in Barmen und am Stationsgarten in Vohwinkel. Dort koennten Neubausiedlungen mit Mietwohnungen, Eigentumswohnungen und eventuell Reihenhaeusern entstehen.

Was bedeutet nun "autofrei" ? Darunter soll nicht verstanden werden, die Autos am Rand der Siedlung zu parken. Denn damit werden die Umweltprobleme, die das Auto verursacht, nur verlagert. "Autofrei" soll heissen, dass die Mieter oder Eigentuemer der Wohnungen im Regelfall kein Auto besitzen. Dies soll allerdings nicht voellig dogmatisch gesehen werden, in Einzelfaellen kann es Ausnahmen geben. Es wurde ermittelt, dass in Wuppertal in ca. 1/3 aller Haushalte kein Auto vorhanden ist. Ein Potential waere also vorhanden. Gute Erfahrungen konnten z.B. in Koeln bei einem aehnlichen Projekt gemacht werden. Dort zeigten bei einer Untersuchung des Dortmunder Planungsbueros 4500 Haushalte Interesse fuer ein Leben in einer autofreien Siedlung, wobei in sogar ungefaehr der Haelfte dieser Haushalte - noch Autos vorhanden sind, es also eine echte Verbesserung waere, falls diese das Auto abschaffen wuerden.

Bei der Planung solcher Siedlungen sollten jedoch wichtige Faktoren zur Erleichterung des Autoverzichts beruecksichtigt werden. Die Siedlung muss gut ueber oeffentliche Verkehrsmittel erreichbar sein, Infrastruktur wie Geschaefte, Schulen, Kindergaerten usw. sollte in der Siedlung oder in naeherer Umgebung vorhanden sein. Fuer groessere Transporte waere eine Zusammenarbeit mit dem WSW-Car-Sharing-Projekt denkbar.

"Autofrei" steigert nicht nur die Lebensqualitaet in der Siedlung selbst, wie die Moeglichkeit fuer Kinder, auf den Strassen spielen zu koennen, weniger lokale Abgas- und Laermbelastungen und mehr Gruenflaechen. Sollten dort auch Menschen einziehen, die bisher Autos besassen und die dann ohne Auto leben, ist dies auch global ein Beitrag zum Klimaschutz und zur Reduzierung der Luftverschmutzung. Abgesehen davon wird durch die nicht gebauten Parkplaetze und Garagen der Preis der Wohnungen guenstiger.

Wer Interesse hat, kann sich bei der Stadt Wuppertal unter der Nummer 563-5272 melden. Sie erhalten dann eine ausfuehrliche Informationsbroschuere, sowie einen Fragebogen.

Nochmal die Telefonnummer: 563-5272.