Radio "Grüne Welle" vom 07.01.99


Themen der Sendung vom 07.01.99 Schallwellen

MitarbeiterInnen der Sendung:
Rieke (Ri), Joachim (J), Ilona (I), Ralf (Ra), Susanne (S), Georg (G) sowie Hardy in der Technik

AutorIn: a , SprecherIn: s


Wilderei im Suedpolarmeer

Ist es Ihnen zu warm oder zu kalt? Zu nass oder zu Trocken? Gerne regen wir uns hier im klimatisch gemaessigten Wuppertal ueber das Wetter im Januar 1999 auf. Der einen ist es zu kalt und dem anderen zu wenig winterlich. Zur selben Zeit erfreuen sich Andere auf der anderen Seite des Globus am Sommer. Das Eis im Suedpolarmeer ist weitgehend geschmolzen. Riesige Schwaerme von Krill und Plankton treiben im Wasser. Sie bilden die Nahrungsgrundlage fuer unzaehlige Lebewesen: Fische, Seevoegel, Pinguine und Robben. Auch die Wale sind in ihre Weidegruende rund um die Antarktis zurueckgekehrt. Zwar finden sich auch hier im ewigen Eis bereits die Gifte aus unserer chemischen Industrie, zwar macht dem OEkosystem auch hier die Erwaermung des Klimas zu schaffen und nicht zuletzt bedroht das riesige Ozonloch das Leben in diesem entlegenen Gebiet der Erde, dennoch ist die Antarktis die letzte grosse Wildnis auf unserem Planeten. Seit 1991 und vielen Jahren harter Greenpeace-Kampagnen steht der Kontinent Antarktis endlich unter Schutz: Fuer die naechsten 50 Jahre ist der Abbau von Rohstoffen verboten. 1994 Machten die Regierungen der Welt die Gewaesser rund um die Antarktis zum Walschutzgebiet. Nachdem hier in diesem Jahrhundert weit ueber 1 Millionen Wale abgeschlachtet worden waren, sollten die friedlichen Riesen endlich Ruhe vor den Fabrikschiffen der Walfanglaender haben. Ein grosser Erfolg fuer die Umwelt und uns alle: Die Antarktis soll unseren Kindern erhalten werden.

Diese Erfolge sind in Gefahr: Wilderer sind im Suedpolarmeer unterwegs und pluendern die Meere. Fernab der OEffentlichkeit und weitgehend unkontrolliert nehmen die Piraten sich das Recht heraus, das Welterbe Antarktis fuer ihren Profit auszubeuten. Japans Walfaenger wollen im Fruehjahr 1999 unter anderem mit dem fabrikneuen Fangschiff "Yushin Maru" Hunderte von Minkewalen abschlachten. Unter dem Deckmaentelchen angeblicher "wissenschaftlicher Forschung" machen sie Jagd auf die letzte Grosswalart, die ueberhaupt noch in annaehernd natuerlichen Bestandszahlen im Suedpolarmeer vorkommt. Das Fleisch der totgeforschten Wale wandert in die Feinschmeckerlokale Japans. Pro Fangsaison verdienen die Wilderer rund 50 Millionen US-Dollar. Sie missachten das Walschutzgebiet und streben offen an, das Walschlachten im grossen Stil wieder aufzunehmen.

Unter den Fischern im Suedpolarmeer herrscht noch Goldrausch-Stimmung: Seit die Meere auf der Nordhalbkugel nicht mehr genug hergeben, beuten die Industrieflotten kurzsichtig und ruecksichtslos eine Fischart nach der anderen rund um die Antarktis aus. Dabei wachsen die Fische im eisigen Wasser nur langsam heran und bekommen spaet Nachwuchs. Jahrelanger Raubbau kann so die befischten Arten an den Rand der Ausrottung bringen. Nachdem die Bestaende an Eisfisch und Marmorbarsch bereits zusammengebrochen sind, haben die Wilderer nun den Schwarzen Seehecht im Visier. Wie lange diese Fischart die Befischung ueberstehen wird, ist schwer abzuschaetzen. Australische Wissenschaftlern geben dem Schwarzen Seehecht nur noch wenige Jahre. Obwohl auch Quoten vergeben werden, wird der groesste Teil des Seehecht illegal gefangen, also gewildert. Beteiligt an diesem Raubbau ist das EU-Land Spanien. Man verwendet dazu Langleinen. Das sind bis zu 130 Kilometer lange Kunststoffseile mit bis zu 30.000 Haken. Jaehrlich sterben durch die Langleinenfischerei auf Seehecht rund 100.000 Seevoegel. Alle 20 Albatros-Arten im Suedpolarmeer sind mittlerweile bedroht.

Greenpeace fordert ein Ende der Wilderei im Suedpolarmeer. Das heisst:
1. Der japanische Walfang muss sofort gestoppt werden. Wir kaempfen fuer ein globales Schutzgebiet, einen Weltpark fuer Wale.
2. Der neue deutsche Landwirtschaftsminister Funke muss seine Praesidentschaft im EU- Fischerreirat dazu nutzen, die Wilderei im Suedpolarmeer zu bekaempfen. Die EU muss zum Beispiel ihre Haefen fuer Fisch aus Wilderei schliessen. Ausserdem treten wir fuer den Schutz des Schwarzen Seehechtes durch ein vorlaeufiges Fangverbot ein.

Auch Sie, lieber Hoerer, koennen direkt mithelfen, die letzte grosse Wildnis unserer Erde zu schuetzen. Kostenloses Infomaterial erhalten Sie bei der Greenpeace Gruppe. Rufen Sie uns doch einfach an: Telefon Wuppertal 44 17 80. Wir suchen auch dringend Menschen, die bereit sind, sich mit uns gegen die Wilderei im Suedpolarmeer einzusetzen. Koennen Sie sich vorstellen, uns in den naechsten Wochen bei unserer Kampagne zu helfen? Zum Beispiel koennten Sie mit uns Infostaende betreuen, Flugblaetter verteilen, Unterschriften sammeln. Oder wissen Sie Geschaefte, Kneipen oder andere Stellen, an denen wir Infomaterial auslegen koennen? Egal, wie Sie uns unterstuetzen koennen, wir freuen uns auf Ihren Anruf.