Radio "Grüne Welle" vom 01.01.04


Mit Verlosung von 4 Kinderbuechern von Frank Sonnenberg ("Oskar, der Orca").

Komplette Sendung als MP3-file:
>> ca. 15 MB-MP3-file

Themen der Sendung vom 01.01.04 Schallwellen

MitarbeiterInnen der Sendung:
Miriam (Mi), Claudia K. (CK), Martin (Ma), Uli (U), Olaf (O), Ralf (Ra) sowie Jonathan in der Technik
Moderation: O

AutorIn: a , SprecherIn: s


Buerogespraech zwischen Sarah und Peter ueber Fair Trade-Produkte

In der Teeküche...

Peter: Na Sarah, Du brauchst wohl auch eine kurze Pause?

Sarah: Guten Morgen Peter! Ja, ich sitze schon seit 7:00 Uhr hier im Büro. Jetzt ist Zeit für einen Kaffee.

Peter: Warte, ich hole Dir die Kaffeedose. Ich bin richtig froh, dass wir nun endlich Transfair Kaffee in unserer Firma haben.

Sarah: Brrrr... Igitt, das ist mir viel zu bitter. Den habe ich einmal probiert, und das hat mir für immer gereicht. Nein Danke. Ich habe meinen eigenen Ausbeuterkaffee dabei. Der war wenigstens billig.

Peter: Ich glaub es nicht. Wie oft kauft man schon Kaffee? Da darf er ruhig etwas teurer sein.

Sarah: ...und ökologisch angebaut wird er auch und trotzdem schmeckt er mir nicht.

Peter: Das stimmt nicht immer. Bei fair gehandeltem Kaffee steht die soziale Komponente im Vordergrund. Oft findet man auch Fair Trade Kaffee aus ökologischem Anbau. Aber eben nicht immer...

Sarah: Genau genommen weiß ich wenig über Fair Trade - wenn ich es recht verstanden habe, bekommen die Bauern nur deswegen mehr Geld, weil der Zwischenhandel weggelassen wird und den Bauern Mindestpreise garantiert werden. Beim Kaffee wird etwa das dreifache des Weltmarktpreises gezahlt.

Peter: Es gibt noch ganz andere wichtige Unterschiede. Fairer Handel geht über den Preisaspekt hinaus. Er soll den Kaffeeerzeugern in den Entwicklungsländern ein gesichertes Einkommen garantieren. Dazu werden ausschließlich längerfristige Handelsverträge mit demokratisch organisierten Erzeugergemeinschaften geschlossen. Es gibt also keinen Handel mit Einzelpersonen.

Sarah: Im Radio habe ich gehört, dass sich fairer Handel auch positiv auf den gesamten Handel einer Region auswirkt. Dort, wo Organisationen sich am fairen Handel beteiligen, wird das Angebot für die lokalen Aufkäufer und Zwischenhändler geringer. Und wenn es bei gleicher Nachfrage weniger Ware gibt, dann steigen die Preise. In vielen Regionen konnte tatsächlich ein Anstieg der Aufkaufpreise beobachtet werden. Indirekt profitieren dann auch außen stehende Bauern vom fairen Handel.

Peter: ...und obwohl du das weißt, möchtest du trotzdem auf Fair Trade Kaffee verzichten? Man kann doch nicht immer auf Kosten der Entwicklungsländer sparen.

Sarah: Aber wenn er nun mal nicht schmeckt? Du kannst doch nicht um 7:30 Uhr von mir verlangen, dass ich mich mit einer bitteren Brühe abfinde...

Peter: Hast Du diesen überhaupt schon probiert? Es gibt viele verschiedene Sorten und Röstungen. Mittlerweile gibt es sogar schon entkoffeinierten Kaffee aus fairem Handel. Außerdem gibt es noch viele andere Produkte. Der richtige Kaffee oder Keks wird sich bestimmt auch für einen morgendlichen Kaffee-Gourmet wie dich finden lassen. Hier probier doch mal diesen...

Sarah: Schlürf... Ja, der schmeckt ziemlich gut. Aber der ist bestimmt kein Transfair Kaffee.

Peter: Doch natürlich.

Sarah: Mmhh... Ich komme mir schon vor, wie in der Kaffee Werbung.

Peter: Tja, ein bischen Werbung kann fair gehandelter Kaffee schon gebrauchen. Darf ich Dir vielleicht zu deinem Kaffee einen fair gehandelten Keks oder ein Stückchen Schokolade anbieten?

Sarah: Dazu sage ich bestimmt nicht nein...


Kurznachrichten, Teil 1

Neue Homepage von Greenpeace Wuppertal

Greenpeace Wuppertal praesentiert sich mit einer komplett ueberarbeiteten Homepage. Neu sind eine uebersichtliche Struktur und das Design, aber es wurden zusaetzlich viele Inhalte aktualisiert. Zu finden sind die Webseiten unter der Adresse www.greenpeace.de/wuppertal oder z.B. mit der Suchmaschine google.

Briefkastenaufkleber gegen Werbung

Greenpeace Wuppertal bietet eigens entworfene Briefkastenaufkleber gegen unerwuenschte und unadressierte Werbung an. Damit soll der Werbemuell reduziert und die Abholzung von Urwaeldern fuer ungewollt eingeworfene Werbeprospekte eingeschraenkt werden. Die Aufkleber tragen die Aufschrift "Stopp! Keine Werbung. Papier sparen -Wald bewahren.". Sie koennen kostenlos - auch in groesseren Mengen - unter der Telefonnummer von Greenpeace Wuppertal 44 17 80 bestellt werden. Anschauen kann man sie sich auf der Homepage von Greenpeace Wuppertal unter der Internet-Adresse www.greenpeace.de/wuppertal.

2002 erfolgreiches Jahr fuer Greenpeace energy

Greenpeace energy - die von Greenpeace gegruendete Genossenschaft fuer saubere Stromerzeugung - hat seit ihrer Gruendung im Januar 2000 eine sehr positive Entwicklung durchgemacht. Die Kundenzahl liegt nun bei ca. 19.000 und die Mitglieder, die ausserdem Genossenschaftsanteile zeichneten, stieg auf rund 10.000 an. Im Geschaeftsjahr 2002 konnte ein ausgeglichenes Jahresergebnis erreicht werden.

Stolz sind die Betreiber von Greenpeace energy auch auf ihre stabilen Preise, denn viele der vermeintlichen Billiganbieter, deren Strom haeufig aus Atomkraftwerken und klimaschaedlichen Kohlekraftwerken stammt, gehen nun dazu ueber, ihre Preise zu erhoehen, nachdem andere Anbieter vom Markt verdraengt wurden.

Greenpeace energy garantiert, dass der von ihr gelieferte Strom nicht aus Kohle- oder Atomkraftwerken stammt, sondern zu ueber der Haelte aus regenerativen Energien und zum restlichen Anteil aus effizienten kraft-waerme-gekoppelten Gaskraftwerken, welche die Grundlast der Stromversorgung gewaehrleisten sollen. Greenpeace macht damit vor, dass es mit einem solchen Strommix moeglich ist, eine Vollversorgung rund um die Uhr zu gewaehrleisten und ermoeglicht jedem seinen persoenlichen Atomausstieg durch den Stromanbieterwechsel.

Im Internet zeigt Greenpeace energy immer die aktuell eingespeisten Stromanteile der jeweiligen Erzeugungsarten. Die Adresse lautet www.greenpeace-energy.de.


"Von Spinnen und Menschen..."

Der Durchmesser der größten Spinnennetze betrug vielleicht 75 Zentimeter. Plus die Fäden zu den Baumstämmen, wo sie befestigt waren. (...) Mit ihrem Netz nahm die Spinne nicht die ganz Welt wahr, sie nahm nur den Teil war, den das Netz einfangen konnte. Richtung, Abstand, vielleicht das ungefähre Gewicht der Beute, vielleicht ihren Umfang. Aber sicher nicht viel mehr. So ist es auch mit der Naturwissenschaft und ihrem Zwilling der industriellen Technologie. Die Physik breitet ihr Netz ins Universum oder in die Materie aus und meint, immer größere Teile der Wirklichkeit zu entdecken. Man mag befürchten, daß das ein Fehlschluß ist (...).

Wenn die Spinne ihr Netz weiter ausbreitet, über die 75 Zentimeter hinaus, würde sie nach wie vor nur das wahrnehmen, was wahrzunehmen in ihrer und der Natur ihres Netzes liegt. Sie würde keine neue Wirklichkeit finden. Sie würde mehr von dem entdecken, was sie schon vorher kannte. In bezug auf das, was außerhalb liegt, Farben, Vögel, Gerüche, Maulwürfe, Menschen, Schwestern, Gott, die trigonometrischen Funktionen, das Messen von Zeit, die Zeit selbst, würde sie nach wie vor in absoluter Unwissenheit schweben. Das ist das eine, was ich sagen wollte.

Das zweite ist dies: (...) Vielleicht waren die Spinnen im Garten des Diakonissenhauses klüger als der Mensch. Denn sie breiten das Netz nie über eine gewisse Grenze hinaus aus. Was wäre passiert, wenn sie es getan hätten? Wenn das Spinnennetz ausgebreitet würde bis ins Unendliche, so weit über und unter die Schwellen des menschlichen Wahrnehmungsapparates, wie die Technologie ihre Sensoren ausbreitet?

Dann wäre folgendes passiert: Die Spinne wäre recht bald physisch nicht mehr in der Lage, all das aufzusuchen, was im Netz gefangen wurde. Und wenn das Netz sich noch mehr ausbreitet, weiter und weiter weg, dann würde die Spinne anfangen, Signale aus Gegenden mit anderen Insekten und einem anderen Klima als ihrem eigenen empfangen, als sie verarbeiten könnte. Dann würde das abnorm große Netz und das, was es zur Folge hätte, in Konflikt mit dem Wesen der Spinne kommen, mit ihrer Natur.

Und gleichzeitig würde das Netz anfangen, die Welt um sich zu verändern. Vielleicht würde es zu schwer werden, vielleicht würde es schließlich zu Erde fallen und im Fallen große Bäume mit sich reißen. Vielleicht würde es die Spinne mit sich ins Verderben stürzen.

Aus: Hoeg, Peter (1995): Der Plan von der Abschaffung des Dunkels, 259 - 261, München


Nachruf auf den Greenpeace-Gründer Ben Metcalfe

Ben Metcalfe starb im Oktober diesen Jahres im Alter von 83 Jahren. Er war eine entscheidende Persönlichkeit in der Geschichte von Greenpeace.

Ben Metcalfe war einer jener Menschen, die zu dem sogenannten "Don't make a wave-comittee" hinzukamen, das gegen die damaligen Atomtests der USA auf den Aleuten protestierte. Dieses Komitee befürchtete durch die Explosion der unterirdischen Atomtests eine durch die enormen Kräfte ausgelöste Welle, die die benachbarten Küsten Alaskas, Kanadas und Russlands gefährden könnte. Es wurde von Jim Bohlen, Paul Cote und Irving Stowe gegründet. Der erste unterirdische Atomtest der USA hatte keine Welle erzeugt, der zweite sollte 5 mal stärker werden und auf der Insel Amchitka stattfinden.

Es musste also etwas unternommen werden. Hierzu wurde im Jahre 1971 eine Protestfahrt zu den Aleuten, genauer zu der Insel Amchitka geplant. Die Aleuten liegen in der Beringsee, jener Meeresteil zwischen Alaska und Sibierien. Das Boot, mit dem Kurs auf dieses Ziel genommen werden sollte, war die "Phyllis Cormack", nur, wo wir gerade bei dem Namen sind: die Menschen des Don't make a wave comitees wünschten sich einen einfacheren Namen. Hierauf machte der damals beteiligte Bill Darnell, ein Sozialarbeiter und späterer Schiffskoch, den Vorschlag des Namens Greenpeace. Dieser Name zierte nun von außen die Brücke der "Phyllis Cormack".

Ben Metcalfe war gelernter Fernseh-Journalist und bei dieser Expedition der Medienbeobachter. Die Fahrt der "Phyllis Cormack" konnte den Atomtest nicht verhindern. Hier zeigte sich aber der gekonnte Umgang mit den Medien. Denn durch eben diese Medienpräsenz wurden auf Grund des öffentlichen Drucks die Tests eingestellt. Metcalfe wurde später Presse Chef, hiernach der erste Vorsitzende von Greenpeace. Nach erfolgreichem Abschluss der Expedition stand schon der nächste Protest an. Und zwar der von David Mc Taggert, diesmal gegen die französischen überirdischen Atomtests auf dem Muroroa Atoll im Süd Pazifik. Mc Taggert stellte das Schiff, die Vega, wurde aber von Greenpeace auf anraten von Metcalfe unterstützt. Nach Abschluss dieser Fahrt, bei der Mc Taggert durch ein regelrechtes Entermanöver französicher Matrosen schwer verletzt wurde, war die Medienpräsenz nach dem Veröffentlichen von Bildern, die eben dieses Entern zeigen, garantiert. Frankreich bestritt im Vorfeld, mit den Verletzungen von Mc Taggert etwas zu tun zu haben. Einige Tage später dann wurden die Fotos veröffentlicht. Eine schwere Niederlage für Frankreich.

Wir von Greenpeace verdanken bis heute Ben Metcalfe das systematische und geplante Umgehen mit den Medien und der daraus erwachsenden Präsenz. Das Erkennen, dass viele Menschen, Kenntnis vorausgesetzt, sich über Missstände empören und Änderungen fordern, also Masse als Druck ausüben, ist bis heute geblieben. Er hat gezeigt, dass couragiertes Vorgehen gegen Umweltzerstörer von vielen Mitmenschen befürwortet wird und hierfür die verschiedenen Medien, wie Presse, Fernsehen und wie wir hier, im Radio einen wichtigen Beitrag leisten. Die Mitmenschen müssen es nur erfahren. Deshalb machen wir dieses Radioprogramm. Ich denke, im Sinne von Ben Metcalfe, den wir nicht vergessen werden.


Kurznachrichten, Teil 2

Surfen ohne Atomstrom

Der Internet Service Anbieter NMMN betreibt seine Server mit Strom von Greenpeace energy und bietet den Kunden damit atomstromfreies Surfen, sowie Hosting von Websites und Email-Postfaechern. Nun ergaenzt der Betreiber sein Programm durch die Moeglichkeit eines DSL-Anschlusses.

Die Aktion "Atomstromfreies Internet" ist im Januar des vergangenen Jahres angelaufen. Denn der bereitgestellte Strom fuer Leistungen der Internetinfrastruktur sollte so umweltfreundlich wie moeglich erzeugt werden. Die Wachstumsraten in diesem Sektor der Informationstechnologie sind aufgrund der immer staerkeren Nutzung des Internets in den letzten Jahre verstaendlicherweise gross. Allein im Jahre 2001 verbrauchte das Internet schon genausoviel Energie wie ungefaehr 230.000 Haushalte. Informationen findet man auf der zugehoerigen Homepage www.atomstromfreies-internet.de.

Neue Umwelt- und Soziallotterie

Am 13. Oktober des vergangenen Jahres startete in Nordrhein-Westfalen die neue Lotterie "Unsere Welt". Veranstalter ist die "Stiftung fuer Umwelt und Entwicklung", die von neun Stifterorganisationen getragen wird, explizit sind dies der BUND, Greenpeace, die Kindernothilfe, Misereor, der NABU, terre des hommes, UNICEF, die Welthungerhilfe und der WWF.

Die Einnahmen kommen zu einem Teil den genannten Organisationen zugute, zu einem anderen Teil - nach sorgfaeltiger Pruefung - Projekten, die dem Stiftungsziel dienen.

Die Ziehung findet jeden letzten Sonntag im Monat statt und wird von einer Fernsehshow im WDR begleitet. Weitere Informationen erhaelt man auf der Internetseite www.unsere-welt.de.