Radio "Grüne Welle" vom 07.12.06


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Themen der Sendung vom 07.12.06 Schallwellen

MitarbeiterInnen der Sendung:
Eva (E), Piotr (Pi), Sascha (Sa), Ralf (Ra) sowie Hadie in der Technik
Moderation: Ra

AutorIn: a , SprecherIn: s


Filmbesprechung "Darwins Alptraum"

Der österreichische Regisseur Hubert Sauper erzählt in seiner vielfach prämierten Dokumentation "Darwins Alptraum" von den sozialen und ökologischen Auswirkungen der Fischwirtschaft am Victoria-See in Tansania. Sein Film vereint sachliche Information, authentische und bewegende Interviews sowie Bilder, die man in seinen Nachtträumen nicht gern betrachten würde.

Im Mittelpunkt des Films steht eine von der Weltbank und der EU finanziell geförderte wirtschaftliche Unternehmung: Im Victoria-See, dem zweitgrößten Süßwassersee der Welt von knapp der Größe Bayerns, wird Viktoriabarsch gefischt, um in der regionalen Metropole Mwanza verarbeitet und fein filetiert nach Europa verfrachtet zu werden. Täglich verzehren zwei Millionen Weiße diesen Barsch, der in den 60er Jahren von englischen Wissenschaftlern im See ausgesetzt wurde und dort als Raubfisch mittlerweile rund 400 Fischarten verdrängte. Der See, eine trübe grünblaue Wassermasse, ist zugunsten von Profitraten aus seinem natürlichen Gleichgewicht geraten.

Die Menschen in Mwanza haben wenig von der dort ansässigen Fischwirtschaft. Die von Sauper präsentierte Fisch verarbeitende Fabrik beschäftigt rund 1.000 Menschen, während ansonsten das Phänomen "Armut durch Reichtum" die weitaus meisten Bewohner in elenden und hoffnungslosen Lebensverhältnissen fesselt. "Armut durch Reichtum" bedeutet, dass ein florierender Wirtschaftszweig, besonders in Entwicklungsländern, zur Bereicherung einer Elite führt, die Profite nicht zur humangesellschaftlichen Entwicklung, sondern zur Kontrolle und zur Ausbeutung der verarmten Bevölkerung nutzt. ""Darwins Alptraum" könnte ich in Sierra Leone erzählen, nur wäre der Fisch ein Diamant, in Honduras eine Banane und in Angola, Nigeria oder Irak schwarzes Öl", so Hubert Sauper, der während der Dreharbeiten mehrfach verhaftet wurde und den Großteil seines Filmbudgets dafür aufwenden musste, sich aus der Haft zu befreien.

Die Profiteure: Weltbank, EU, die Regierung Tansanias und die beteiligten Unternehmen loben sich selbst, wurde doch immerhin in Afrika eine nach Weltstandards arbeitende Fischfabrik hochgezogen, konnte doch immerhin ein afrikanischer Markt zum Geschäftspartner Europas werden: Es lebe der freie Markt. Das Flagschiff der Springerpresse, "Die Welt", ist derweil - vielleicht im Auftrag einiger Werbekunden - um eine Rehabilitierung des Viktoriabarsches bemüht, bei dessen Transport, etwa von Nairobi nach Frankfurt, pro Kilogramm Fisch zwei Liter Kerosin verbraucht werden.

Hubert Saupers "Darwins Alptraum" erhalten Sie bei amazon.de für vierzehn Euro und bei greenpeace.de kostenlos einen Fischratgeber, der Sie darüber informiert, welchen Fisch Sie essen können, ohne zu einem Komplizen eines zynischen, umwelt- und menschenvernichtenden neoliberalen Marktes zu werden.


Gedanken zu Weihnachtsgeschenken

Weihnachten naht. Und wie jedes Jahr hattet Ihr wahrscheinlich - wie auch ich - wieder den Eindruck, die Weihnachtsplätzchen sind noch ein paar Tage früher im Supermarkt-Regal gewesen als letztes Jahr. Nun ist auch wieder die Zeit, in der die Leute in unserem - im Durchschnitt immer noch reichen Land - einem eigenartigen Rausch verfallen, dessen Droge "Konsum" genannt wird.

Doch es könnte auch die Zeit sein, sich zu überlegen, nicht die 3. Playstation, die 7. Krawatte oder irgendein noch schnell gekauftes "Neu und Unützliches" Ding für entsprechend Kind, Vater oder Freundin zu kaufen. Und das Ganze nicht auch noch in Geschenkpapier einzupacken, für dass die letzten Urwälder dieser Erde dran glauben müssen. Oder womöglich in Plastikfolie, schließlich wollen unsere Kunststoffindustrie und unsere Energieversorger ja auch leben, oder ...?

Wie wäre es stattdessen mit Ideen, die Freude bereiten und sogar noch sinnvoll sind? Sinnvoller zumindest, als vielleicht eine Mikrowelle mit Internetanschluss? Oder energiesparender als ein 600 Watt Plasmafernseher? Oder sozialer als ein - wahrscheinlich in China unter miesesten Arbeits- und Umweltbedingungen - gefertigter Ramsch aus einem dieser dutzenden "Neu und Unnützlich"-Läden, wie sie zur Zeit überall aus dem Innenstadtboden sprießen? Gibt es noch Ideen jenseits von Luxus- und Ramschwaren?

Ja, es gibt sie.

Wie wäre es denn, mal ein Stück Urwald zu verschenken? Symbolisch natürlich, mit schöner Urkunde. Rechtlich übertragen wird er dann z.B. den Einwohnern vor Ort. Die haben womöglich ganz andere und lebensbedrohlichere Sorgen als viele von uns.

Oder wie wäre es mit einem Los einer Lotterie für einen gemeinnützigen Zweck? Da kann der Beschenkte als möglicher Gewinner Freude dran haben, oder allein die Absicht, die dahinter steht, kann Freude machen. Auf jeden Fall freuen sich die Menschen, denen das durch die Lotterie eingenommene Geld zugute kommt und die es z.B. aus sozialen oder gesundheitlichen Gründen gebrauchen können.

Oder wie wäre es mit einem immateriellen Geschenk? Wie z.B. Zeit: sich Zeit zu nehmen, mal mit seinem Kind einen schönen Ausflug zu machen, z.B. auf einen Bio-Bauernhof in der Umgebung. mit Tieren. Und dabei direkt noch im Hofladen leckeren Kuchen für die Kaffeetafel direkt neben an zu kaufen?

Oder wie wäre es, wenn man einem lieben Menschen einen ökologischen Stromanbieter empfiehlt, mit dem Angebot, die erste Zeit dessen Stromrechnung zu übernehmen? Dies ist einfachste Art, den Atomausstieg zu beschleunigen bzw. auf jeden Fall eine Art, den Klimaschutz ernst zu nehmen und auch noch schön zu verpacken.

Apropos verpacken. Muss es eigentlich Hochglanzgeschenkpapier sein? Ist das eigentliche Ziel des Verpackens nicht hauptsächlich der Reiz des Auspackens? Reicht dafür nicht z.B. auch Zeitungspapier, oder wer's bunter mag, vielleicht Reste einer alten Tapete? Oder schöne Seiten des letzten Wand-Kalenders? Oder ein Behälter, den man wieder verwenden kann?

Ich denke, die Kreativität kennt auch da keine Grenzen.

Und wenn einem bei der Frage, was man sich denn dieses Jahr zu Weihnachten wünscht, mal wieder nichts wirklich Wichtiges oder Sinnvolles einfällt, könnte man seine Freunde und Verwandtschaft dazu animieren, für einen guten Zweck zu spenden.

Für weitere Details zu den besprochenen Tipps und weitere Ideen könnt Ihr uns gerne befragen, unter der Telefon-Nr. 0202 / 44 17 80 oder mit uns übers Internet Kontakt aufnehmen, über unsere Homepage www.radiogruenewelle.de.

In diesem Sinne wünscht Radio "Grüne Welle" sinnvolle, umweltfreundliche und geruhsame Weihnachten!


Bürgerfunk in Gefahr

Und hier noch eine Meldung in eigener Sache. Wie wir vor Kurzem erfahren haben, plant die CDU-FDP-Koalition im nordrhein-westfälischen Landtag eine drastische Einschränkung der Sendezeiten und der Gelder für den Bürgerfunk in Nordrhein-Westfalen. Dazu soll u.a. das Mediengesetz geändert werden, das dem Bürgerfunk das Recht gibt, auf den Frequenzen der Lokalradios zu senden. Dies ist sinnvoll, durchbricht es doch das faktische Meinungsmonopol der privaten Lokalradios bzw. des privaten Rahmenprogramms "Radio NRW".

Radio "Grüne Welle" ist mit über 15 Jahren eine der ältesten Magazine im Bürgerfunk Wuppertals. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Menschen sich gerne ehrenamtlich im Bürgerfunk engagieren und auch gerne die Gelegenheit nutzen, dadurch wichtige Themen an die Menschen zu bringen.

Politiker aller Parteien schwafeln oft darüber, wie gut es sei, wenn Menschen ehrenamtliche Aufgaben übernehmen. Doch wenn es darum geht, diese Ehrenamtlichkeit z.B. im Bürgerfunk durch ausreichend Geld für Bürgerfunkstudios und deren Personal zu unterstützen, wird offensichtlich dem flachen Kommerz der Vorrang gegeben. Denn wenn der Bürgerfunk nicht gesendet wird, läuft stattdessen der Privatsender "Radio NRW" landesweit. Und dieser meint, seine Werbeeinnahmen vermindern sich durch das Senden des Bürgerfunks auf dessen Frequenz.

Nachdem der Bürgerfunk in Wuppertal nun schon auf diese hörerschwache späte Uhrzeit abgeschoben wurde, soll nun auch noch die Gesamtzeit des Bürgerfunks reduziert werden. Im Endeffekt wäre das der langsame Tod des Bürgerfunks. Dabei bietet nur er eine solche Vielfalt von Themen und ungefilterten Meinungen. Nirgendwo sonst haben die Menschen in Wuppertal diese Möglichkeit dazu.

Protestiert bei der CDU-FDP-Landesregierung für Meinungsfreiheit und Vielfalt des Bürgerfunks durch finanzielle Förderung der Studios und durch Beibehaltung der Länge der Sendezeit. Fordert außerdem eine hörerfreundlichere Sendezeit. Weitere Infos gibt es bei uns unter der Telefonnummer 0202 / 44 17 80, oder kontaktiert uns über unsere Homepage www.radiogruenwelle.de bzw. über die Homepage von Greenpeace Wuppertal.